Wer den Samstagabend mit einer Tour auf der Balkantrasse ausklingen lässt, stößt plötzlich auf ungewöhnliche Töne. An der Waffelpause hat der Posaunenchor der Evangelischen Kirchengemeinde Hilgen-Neuenhaus Tische und Bänke zur Seite gestellt und Platz für Notenständer und Instrumente geschaffen. Und während die Sonne langsam hinter den Bäumen verschwindet, erklingen die ersten Töne.
Viele Passanten, die mit dem Rad oder zu Fuß auf der Trasse unterwegs sind, legen einen Stopp ein – und werden mit flotten Melodien belohnt. Aber auch viele Fans des Ensembles haben einen Platz an der Waffelpause gefunden, um dem Konzert zu lauschen. Schließlich herrschen beste Bedingungen: Die Temperaturen sind sommerlich, der Dauerregen macht für die Tage am Wochenende eine Pause und die kleine Holzhütte ist für Gebäck- und Getränkeverkauf geöffnet.
Dirigent Peter Rinne führt sein Ensemble dann durch ein unterhaltsames Programm: Unter dem Titel „Swing and More“ erklingen rund anderthalb Stunden lang vertraute Melodien aus Filmen und Musicals, Klassiker genauso wie kleine musikalische Entdeckungen. Annika Eppelt und Patrick Mühlhausen verlassen dafür immer mal wieder vorübergehend ihren Platz an den Instrumenten und steuern ihre Stimmen bei – zum Beispiel bei Musik aus dem Hollywoodfilm „La La Land“ oder dem Streifen „The Greatest Showman“.
Die Stimmen gesellen sich zu den starken und berührenden Melodien der Instrumentalisten. Ob Klarinetten oder Saxophon, Trompeten oder Posaunen, Schlagzeug oder Percussion: Die Orchestermusik klingt über die Wiese an der Waffelpause – ergänzt von Band-Instrumenten wie der E-Gitarre.
Das Publikum jubelt und kommt schnell in Bewegung. Das gilt für die vielen Kinder, die auf der Wiese toben. Das gilt aber auch für die erwachsenen Zuhörer, deren Füße und Finger nicht still halten, sondern die Musik feiern. Neben den großen Hollywood-Melodien hat das Ensemble auch deutsche Stücke im Gepäck. Annika Eppelt stimmt Pe Werners „Vollmondgesicht“ an und freut sich dann über das große instrumentale Volumen, das im Laufe des Liedes hinter ihr erklingt.
Anschließend bedient sich das Orchester bei Michael Bublé: „Damit wir dieses Stück als Orchester spielen können, arrangiert Patrick Mühlhausen die Musik für uns“, berichtet Peter Rinne und hat großes Lob für den „Tausendsassa“ im Gepäck. Mühlhausen steuert neben den Melodien nämlich auch gleich mehrere Instrumentenklänge und seine Stimme bei. Ein Dankeschön des Dirigenten gilt an diesem Abend auch Olaf Mayland, der den Posaunenchor wegen krankheitsbedingten Ausfällen mit Percussion unterstützt.
Dann schlüpft Peter Rinne selbst in die Rolle des Sängers und verwandelt sich für ein Stück in Udo Jürgens. Er dirigiert und singt gleichzeitig: „Ich will, ich kann“. Der Jubel ist riesig und trägt den Posaunenchor in die Zugabe. Ein Abba-Medley steht auf dem Programm: Und so klingen schließlich ganz vertraute Melodien über die Trasse – von „Mamma Mia“ bis „Dancing Queen“.
Weil das Publikum auch danach noch Zugaben fordert, wird es am Ende noch mal bewegend: Der Posaunenchor stimmt „Stääne“ von den Klüngelköpp an – und spätestens jetzt, stimmt auch das Publikum leise mit ein.